Theater 11, Zürich


Premiere: 24.09.2022 | Musical

Oh läck du mir!

Charles Lewinsky/Trio Eugster/Markus Schönholzer
Uraufführung

Stückinfo

Anfang der siebziger Jahre spielt die wunderbare Kleinstadt-Saga in einer Zeit, in welcher alles noch in Ordnung schien. Die Welt ist aber nur scheinbar heil, denn ein Immobilien-Hai versucht mit einem Grossprojekt die Idylle zu zerstören. Der bescheidene Lebensmittel-händler Mario, die alleinerziehende, kämpferische Wirtin Trudi, der visionäre Teenager Jimmy und viele andere müssen sich zusammen-schliessen um dem Spekulanten Paroli zu bieten. Schaffen es die Bewohner das drohende Unheil abzuwenden und ihr Zuhause zu verteidigen? Die Ohrwurm-Melodien wie «Oh läck du mir!», «Jetzt mues de buuch weg» oder «Dörfs es bitzeli meh si?» sind in diesem pfiffigen und sehr unterhaltsamen Musical perfekt eingebunden. Eine berührende Schweizer Eigenproduktion mit viel Wortwitz, einem grossen Ensemble und einem Live-Orchester sind Garant für einen unbeschwerten und unterhaltsamen Wohlfühl-Abend.


Weitere Infos und Karten finden Sie auf: www.ohlaeckdumir.ch

Kreativteam

Inszenierung: Stefan Huber
Musikalische Leitung: Kai Tietje/Christoph Wohlleben
Choreographie: Danny Costello
Bühnenbild: Timo Dentler/Okarina Peter
Kostüme: Heike Seidler
Lichtdesign: Pia Virolainen
Sounddesign: Thomas Strebel

Cast

Susanne Kunz, Jeannine Wacker, Livio Cecini, Simon Dubach, Viola Tami, Diego Valsecchi, Fabian Koller, Christoph Wettstein, Patricia Hodell, Peter Zimmermann, Yael De Vries, Klaudia Dodes, Gwen Johansson, Anina Rosa, Ira Theofanidis, Gennaro Cataldo, Tim Hunziker, Arvid Johansson, Patrick Mares, Luciano Mercoli, Rico Salathe, Lars Wandres, Anneke Brunekreeft, Helen Hefti,

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Pressestimmen

Janine Hunziker, musicals, DAS MUSICALMAGAZIN

Das neue Schweizer Musical entführt in die gute alte Zeit, als die Preise noch nicht so hoch waren, als Vivi Cola das neue in Getränk war und man noch gottesfürchtig jeden Sonntag zur Kirche ging. Die Rede ist von den frühen 1970er Jahren in Zürich bevor moderne Bürogebäude aus dem Grund schossen und die alten charmanten Quartiere vertrieben. In einem dieser alten Quartiere trauert Mario (Livio Cecini) Um seine verstorbene Frau, die mit ihm den Tante Emma Laden am Eck geführt hat. Er wünscht sich, dass sein Sohn Kurt (Simon Dubach) den Laden übernimmt. Der hat allerdings ganz andere Pläne und träumt davon, nach internationaler Börsenkarriere im Geld zu schwimmen. Neben anfühlt die allein erziehende Trudi (Susanne Kunz) gemeinsam mit ihrer Tochter Angela das Wirtshaus und bringt derJüngeren selbstbestimmtes Denken bei. Ganz im Gegensatz zum Nachbars Jungen, in den Angela (Jeannine Wacker) ganz schön verschossen ist, ist die junge Frau aber glücklich damit dereinst die Gaststätte zu übernehmen und ein beschauliches Leben zu führen. Es ist nur eine Frage der Zeit bis sich da zwei Liebes Beziehungen anbahnen, denn Trudi hat ein Auge auf Mario geworfen... Der Konflikt in der Handlung taucht in Form zweier Immobilienmakler auf (Viola Tami und Diego Valsecchi), die das Haus und die umstehenden Häuser abreißen lassen und Bürogebäude errichten wollen. Was aus den Anwohnern wird ist ihnen egal. Und so tun sich die unterschiedlichsten Persönlichkeiten des Quartiers zusammen, um gegen die Übernahme zu kämpfen . Einige Charaktere wie die herrlich bünzlige Frau Häfeli (Patricia Hodell), sind ganz bewusst überzeichnet aber in Komik und Wortwitz immer niveauvoll geschrieben. Frau Häfelis Sohn Jimmy bringt eine spannende Dynamik ins Geschehen eine junge Version von ihm (Fabian Koller)steht für fortschrittliches Denken und sorgt mit Voraussagen über das Schweizer Frauenstimmrecht, musikalische Entwicklungen und Fußballspieler mit ausländischen Namen in der National-Elf für reihenweise Lacher. Seine ältere Version Christoph Wettstein führt als Erzähler durch den Abend und verbindet, wo nötig die Handlungsstränge für den Zuschauer. Am Ende ist es der Gymnasialprofessor für Geschichte und Turnen (Peter Zimmermann) durch den sich alles zum Guten wendet. Er entdeckt ein Stück historische Mauer in Marios Krämerladen und lässt sie kurzum unter Denkmalschutz stellen, weshalb die Immobilienhaie den Häuserblock nicht abreißen dürfen. Das neue Musical von Charles Lewinsky (Buch und Liedtexte) und Markus Schönholzer (musikalische Bearbeitung) unter der Regie von Stefan Huber überzeugt mit gut gesetzten Pointen, starken Stimmen und überzeugendem Schauspiel. Stimmige Kostüme (Heike Seidler) und einfache, aber energiegeladene Choreografien (Danny Costello) entführen mitten in die 70er Jahre. Großartig ist auch das Bühnenbild von Okarina Peter und Timo Dentler, die ein zweistöckiges drehbares Wohnhaus auf die Bühne gestellt haben dass sich wie ein Puppenhaus öffnen lässt, um bespielt zu werden. Ein paar Längen könnten noch ausgemerzt werden, etwa im Liebesquartett. Und die Rolle des Kurt verdient eine bessere Charakterzeichnung, bleibt er doch den ganzen Abend über sehr oberflächlich, was Angelas Verliebtheit in ihn - aufgrund ihrer feministischen Erziehung - nicht ganz schlüssig macht. Am Ende ist es zweifelsfrei die Musik, die das Publikum am meisten begeistert. Die Mundart-Gassenhauer des Gesangstrios Eugster sind teilweise über 50 Jahre alt, doch sie werden heute noch genauso gerne gesungen wie damals, als die Schweizer Brüder selbst aufgetreten sind. Gerade bei den Besuchern, die das Original noch kennen, kommt schon bei der Ouvertüre Stimmung auf und der ein oder andere schunkelt freudig mit. Die Texte der Lieder wurden umgeschrieben und nahtlos in die Geschichte eingepasst. So ist es nicht schwer, sich von den Gute- Laune-Songs mitreißen zu lassen und ganz in die Geschichte einzutauchen. Und selbst die jüngsten unter den Schweizern kennen den titelgebenden Song, der das Publikum dann prompt mit einem hartnäckigen Ohrwurm nach Hause entlässt: Oh läck du mir,oh läck du mir, oh läck du mir am Tschöpli!

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Daniele Muscionico, Basler Zeitung

"«Oh läck Du mir!» – das Schweiz-Musical mit Susanne Kunz räumt ab Am Wochenende ging der neuste Musical von Charles Lewinsky los, eine Granate. «Oh läck Du mir!» mit den Ohrwurm-Hits des Trio Eugster pfeffert die 70er-Jahre in der Schweiz nach. Oder ist der Abend vielleicht ein charmanter Etikettenschwindel? Bombig ist das, granatenmässig. Das neue Schweizer Volkstheater ist ein Musical. Am Wochenende hat ein kleines Stück Lokalgeschichte, angesiedelt im Zürcher Arbeiterquartier der 70er-Jahre, den Exploit geschafft. Ein zupackendes, personalstarkes Live-Orchester und ein Cast von über 20 enthusiastischen Sängerinnen und Tänzern – darunter Susanne Kunz als Wirtin und neue Margrit Rainer des Volkstheaters – finden sich im Zürcher Theater 11 zu einem geschmeidigen Abräumer. Und zur Feier frühfeministischer 70er-Jahre-Töne.Geglückt ist das vor allem dank dem Autor Charles Lewinsky. Mit diesem Stück muss er sich selbst überrascht haben: Das Musical «Oh läck Du mir!», gespickt mit Ohrwürmern von Alex Eugster – dem musikalischen Kopf des Trio Eugster –, setzt Massstäbe. Es ist rasant, romantisch, selbstironisch. Und es erschüttert oder erheitert mit einem realistischen Schlussbild, das einen leer schlucken lässt – und hier nicht verraten wird.Die Choreografie (Danny Costello) ist atemlos, die Regie (Stefan Huber) interessiert für die Figuren und ihre Entwicklung. In den 70er-Jahre-Kostümen und -Perücken (Heike Seidler) widerspiegelt sich der ambivalente Charme des Kleinbürgers. Lewinskys Plot sodann ist eine Dienstleistung und erfüllt den Zweck, uns gut zu fühlen.Die Eugster-Songs wachsen dabei so organisch aus der Geschichte, als wären beide gemeinsam geschrieben – und das stimmt zumeist auch. Lewinsky hat lediglich die Refrains und deren Stimmungen beibehalten, ansonsten lustig Neues zu Hits wie «Oh läck Du mir!» oder «Jetzt mues de Buuch weg!» verfasst. Wer der Methode Etikettenschwindel vorwirft, weil die Produktion für sich wirbt: «Mit allen Trio-Eugster-Hits», hat so unrecht nicht.Nun, im Quartier, wie es in jeder Stadt stehen könnte, so verrät das Bühnenbild, ein tolles Überraschungsei (Okarina Peter und Timo Dentler), ist Gefahr in Verzug. Verkörpert wird die Bedrohung von einem fiesen Spekulantenpärchen, das just die Insel der Bewohner, die Beiz von Wirtin Trudi (Susanne Kunz) und den Lebensmittelladen von Mario (Livio Cecini) –, für die Abrissbirne vorsieht. Doch siehe da, die Bewohnerinnen und Bewohner raufen sich zusammen und hecken einen Plan aus. Dass dieser scheitert – und dann doch klappt, aber anders als erwartet, ist nur eine von vielen Finten und Fährten, die Lewinskys Buch so überraschend und überzeugend machen.Doch das Schönste dabei: Der Autor und der mindestens so am Erfolg beteiligte Komponist Markus Schönholzer, einer der originellsten hiesigen Ton-Köpfe ohnehin, geben einer Vielzahl von Schweizer Talenten Raum. Es ist verblüffend, was dieses Land alles an hinreissenden Darstellerinnen und Darstellern zu bieten hat: Fabian Koller als Jimmy mit Marlon-Brando-Schiebermütze – und der «Vision», dass dereinst auch Frauen in der Bundesregierung sitzen werden – ist ein enorm sprungstarker Tänzer; Patricia Hodell als erzkatholische Frau Häfeli, seine Mutter, ein stimmstarkes und bravourös unsympathisches Räf. Dass die besten Sängerinnen und Tänzer im Ausland arbeiten, überrascht nicht. Bisher war die Schweiz kein Musicalland.Das mag sich mit dieser Uraufführung ändern. Susanne Kunz als Sympathieträgerin zeigt, wie das möglich ist. Durch schiere Schauspielkunst. In ihrer ersten Musicalrolle überhaupt macht ihre grosse Persönlichkeit die weniger grosse Singstimme wett. Wenn sie schliesslich in ihrem enormblumigen Morgenmantel wie eine Fregatte über die Bühne segelt, steht am Horizont die Liebe. Das Publikum freut’ s mindestens so wie sie.




Marcel Vollenweider, Zürcher Oberländer

«Das ist ja fast wie eine Broadway-Produktion» Fällanden/Oerlikon Im Theater 11 in Zürich-Oerlikon läuft ab sofort das Schweizer Musical «Oh läck du mir!». In der Story von Autor Charles Lewinsky werden Hits des Trios Eugster zum Leben erweckt. Der Fällander Alex Eugster war an der Generalprobe dabei.Alex Eugsters Augen leuchten.Der 85-jährige Songschreiber aus dem mit seinen Mundart-Hitsschweizweit bekannt gewordenen Trio Eugster sitzt an diesem Montag mit viel Freude, aber ebenso angespannt im Publikumsraum des Theaters 11 inZürich-Oerlikon.An diesem Nachmittag ist die Generalprobe angesagt. Nach zwei Vorpremieren geht es dann ab Samstag mit der eigentlichen Premiere richtig los. Auch Alex Eugster macht sich in diesen Stunden wohl Gedanken darüber, ob der rund 1500 Besucherinnen und Besucher fassende Theaterraum über die vorerstgeplanten 34 Vorstellungen hinweg gut oder sogar sehr gut besetztsein wird.Der Fällander weiss «seine» Produktion in guten Händen. Regie führt der renommierte Regisseur Stefan Huber, einst Nachbar der Eugsters in Dübendorf. Hubers Vater sass zudem während vielen Jahren bei Auftritten des Trios Eugster am Klavier. Und mit dem Verfasser des Stücks, dem Autor Charles Lewinsky, verbindet ihn ebenfalls eine langjährige Freundschaft. «Charles kennt mich fast besser als ich mich selber. Es ist ihm vorzüglich gelungen, all die Hits aus den 70er-Jahren in eine tolle Geschichte zu verpacken, ist Eugster begeistert. Professionell und routiniert. Der Vorhang geht auf, die knapp zwei Dutzend Musical-Darstellerinnen und -Darsteller, darunter auch die bekannten TV-Moderatorinnen Susanne Kunz und Viola Tami, treten in Erscheinung.Sie werden aus dem Orchestergraben von einem elfköpfigen Live-Orchester musikalisch begleitet. Die Abstimmung der Technik passt.Nur ganz am Anfang funktioniertetwas beim Hochfahren eines Bühnenbildteils nicht wie geplant. Auf Anweisung des Produzenten wird das Stück einige Takte zurückgefahren, alles geht professionell und zugleich routiniert über die Bühne. Ein Hit nach dem anderen Hits wie «Mir mached es Fäscht»,«Dörf’s es bitzeli meh si?», «En Kafi mit Schnaps» oder «Sitzed Si, hocked Si, nämed Si Platz» sind in die erfrischende, pulsierende generationenübergreifende Story eingewoben worden. Und natürlich darf auch der Hit «Oh läck du mir …», der dem Musical den Namen gegeben hat,nicht fehlen. Nach knapp drei Stunden fällt der Vorhang, wenn auch erst imzweiten Anlauf. Auch dieses Prozedere will später nochmals geübt sein, denn die Darstellerinnenund Darsteller haben nicht die optimale Schlussposition eingenommen. Also nochmals der «Mega- Mix» in einer Potpourri-ähnlichen Mixtur zum Schluss des Stücks. Die Vorstellung im Originaltempo dauert dann rund zwei Stunden und zehn Minuten. Glücklich mit Produktion Alex Eugster hat während der Generalprobe mitgefiebert und auch etwas mitgelitten. Ob er am liebsten gar selber auf der Bühne stehen würde? «Uiii nein, das, was die Darstellerinnen und Darsteller auf der Bühne tänzerisch abgeliefert haben, ist purer Leistungssport. Da habe ich grössten Respekt davor», äussert sich der Songwriter. Auch sei er beeindruckt von den gesanglichen und darstellerischen Leistungen.«Dieses Musical», so Alex Eugster, «macht mich ausserordentlichglücklich. Für mich kommt diese Produktion wie eine Broadway-Aufführung daher, es ist einfach fantastisch!» Nachgefragt«Für mich ein Herzensprojekt» Stefan Huber, die Generalprobe ist vorbei. Wie zufrieden sind Sie? Stefan Huber: Es ist einfach grossartig zu sehen, mit welcher Energie und mit welchem Engagement alle Beteiligten an dieser Produktion mitarbeiten. Mit Blick auf die bevorstehende Premiere gilt es noch einige wenige Justierungen vorzunehmen,doch insgesamt sind wir auf Kurs. Sie haben einen besonderen Bezug zum Trio Eugster, denn Ihr Vater war lange Zeit Pianist in dem Ensemble. Welche Bedeutung hat dieses Musicalfür Sie? Für mich ist es einfach ein Herzensprojekt. Ich bin sehr glücklich, dass ich in dieser Produktion die Regie führen darf. Für mich schliesst sich damit auch ein Kreis, denn ich erinnere michnoch bestens an meine Kinder- und Jugendjahre, als im Wohnzimmer meiner Eltern auch Proben abgehalten wurden. Es berührt mich, die ganze Musik nun auch noch in einem anderen Format auf der Musicalbühne erleben zu dürfen. Hat Sie das damalige Musizieren zu Hause geprägt? Ja, auf jeden Fall. Ich bin mit den Eugster-Hits quasi gross geworden. Später habe ich gar eine eigene Gesangsgruppe gegründet und natürlich viele der Eugster-Auftritte live miterlebt. Interview: Marcel Vollenweider Stefan Huber




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"Nach dem Tod seiner Greti ist Mario noch immer am Boden zerstört und führt den Dorfladen allein weiter. Sein Sohn Kurt hat andere Pläne und studiert Wirtschaftswissenschaft an der Uni Zürich. Er denkt nicht daran den Laden von seinem Vater zu übernehmen. Ganz im Gegensatz in der Beiz von Trudi, die von ihrer Tochter Angela tatkräftig unterstützt wird. Für Angela ist klar, dass sie die Beiz ihrer Mutter einst übernimmt und kann die hochtrabenden Pläne von Kurt nicht verstehen. Seit sie zusammen in den Kindergarten «Kindsgi» gegangen sind, hat sich Kurt verändert. Angela wünscht sich den alten lustigen Kurt zurück. Für Unterhaltung im Quartier sorgt die Erzkonservative Frau Häfeli, die mit den modernen Ansichten ihres Sohnes Jimmy ihre liebe Mühe hat.Als das Immobilienspekulanten Pärchen Franca und Heinrich auftauchen ist die Not gross. Die beiden wollen das Haus mit dem Dorfladen und der Beiz dem Erdboden gleich machen, um neue moderne Hochhaussiedlungen zu bauen. Damit sind die Existenzen von Mario und Trudi in Gefahr. Trudi hat derweil ein Auge auf Mario geworfen. Dieser kapiert es nicht und meint Trudi will ihn mit Frau Häfeli verkuppeln. Angela verzweifelt derweil an Kurt. Der hingegen macht Franca Avancen, die diese jedoch sehr resolut zurückweisst. Die Frau von Welt hat schliesslich gewissen Vorstellungen, wie ein Mann auszusehen hat. Als mit der Kündigung gedroht wird, ruft der pensionierte Gymnasialprofessor kurzerhand eine Quartierversammlung ein. Daraus resultiert ein Quartierfest mit dem die Bewohner:innen der Ansicht sind, gegen die Spekulanten ein Trumpf in der Hand haben. Letztlich kommt noch der Schweizer Denkmalschutz ins Spiel. Ist der Denkmalschutz die Rettung für das Haus und lässt das Immobilienspekulanten Pärchen in die Röhre schauen? Das Trio Eugster schuf Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahre Lieder wie «Oh Läck du mir», «Mir mached es Fäscht» oder «Sitzed Si, hocked Si, nämed Si Platz» auf Schweizerdeutsch, die mit den Traditionen der Schweiz und einem einzigartigen Wortwitz spielen. Das Trio zählt zu den erfolgreichsten Bands in dieser Zeit. Der Schweizer Bevölkerung sind die Brüder aus Dübendorf ein Begriff und viele sind mit den Hits aufgewachsen. Stellt sich die Frage, ob es möglich ist, die Songs in ein Musical zu verpacken? Ja, und wie. Charles Lewinsky hat mit Unterstützung von Markus Schönholzer eine unterhaltsame Geschichte und Liedtexte geschrieben. Von den ursprünglichen Eugster-Songs wurden ausschliesslich die Refrains und die Musik beibehalten. Inhaltlich wurden die Texte auf das Musical angepasst, so dass die Lieder sich gut in die Handlung integrieren. Den Kultsongs tut die Anpassung allerdings keinen Abbruch. Die generationenübergreifende Geschichte ist gespickt mit Humor, eine grossen Prise Ironie, Gefühl und typischen Gepflogenheiten der Schweiz zu dieser Zeit. Regie führt der in Zürich geborene Stefan Huber . Ihm gelingt es die Handlung kurzweilig zu gestalten und den einzelnen Charakteren den nötigen Spielraum ihrer Rolle einzuräumen. Die Inszenierung bewegt sich an manchen Stellen nah am Rand zu Kitsch und Klischee, allerdings nie darüber hinaus. Dieser Balanceakt ist Huber hervorragend gelungen. Der Einstieg in die Geschichte aus der Sicht des alten Jimmy ist ein gelungener Kniff. Huber verknüpft die Geschichte der Generationen gekonnt, ohne dass der rote Faden in der Erzählung verloren geht.Die Choreografie von Danny Costello strotz vor Energie und Einfallsreichtum. Eindrücklich sind vor allem die Choreografien des gesamten Ensembles, welches über die Bühne fegt. Dabei bedient sich Costello unterschiedlichen Stilen wie Charleston, Tango, Folklore-Tanz und Cancan. Kai Tietje (Musikalische Leitung & Arrangement) hat wohlklingende Arrangements geschaffen. Schmissig und mit Drive bringt das Orchester die Eugster Songs unter der Leitung von Christoph Wohlleben (Musikalische Leitung) zu Gehör. Ein absoluter Hingucker ist das Bühnenbild von Okarina Peter und Timo Dentler. In dem vielfältigen Haus ist sowohl der Lebensmittelladen als auch die Beiz untergebracht. Öffnet sich das Gebäude bietet das Innenleben manche Überraschung und ist mit Liebe zum Detail ausgestattet. Auch an kleine typische Schweizer Gegenstände wie das Würzmittel Aromat oder OMO-Waschmittel im Dorfladen wurde gedacht. Das Lichtdesign von Pia Virolanen und Sven Selvik ergänzen und verstärken die Wirkung des Bühnenbildes passend. Einen ausgeglichenen Sound steuert Tom Strebel bei. Das Kostümbild von Heike Seidler ist ein Hingucker und man findet sich definitiv in den 70er Jahren wieder (Maske: Miriam Krähenbühl/Sandra Schubert). Von Schlaghose, Karohemd und Faltrock mit Kniestrümpfen ist alles dabei. Die Perücken passen ebenfalls zur Spielzeit des Stücks. Trudi rockt ihre Beiz zusammen mit ihrer Tochter Angela. Von Jass-Abenden mit dem Polizeikommandant bis hin zu Familien trifft man sich zum Plauschen und Essen. Susanne Kunz feiert als Trudi ihre Musicalpremiere. Sie punktet durch ihr überzeugendes Schauspiel, gepaart mit einer grossen Portion Spielfreude. Mit «Lappi, tuen d’Auge-n-uf» zeigt sie gesanglich einen guten Einstand. Angela ist die grosse Stütze ihrer Mutter. Gleichzeitig plagt die beiden Frauen ein Problem – die beiden Männer Mario und Kurt. Besonders in Erinnerung bleiben die Mutter-Tochter-Duette «Ganz de Bappe» und «Lago Mio». Jeannine Wacker verleiht ihrer Angela einen aufgeweckten und selbstbestimmten Charakterzug mit schöner wohlklingender Klangfarbe in der Stimme. Den Tod seiner Greti hat Mario nie ganz verwunden, auch wenn ihm klar ist, dass er langfristig wieder Unterstützung in seinem Lebensmittelladen benötigt. In Sachen Frauen steht er gehörig auf dem Schlauch. Livio Cecini spielt sowohl die lebensfrohe als auch trauernde Seite von Mario authentisch. Die Interpretation des Songs «Ankebälleli» ist gefühlvoll. Kurt, Marios Sohn, ist schon ganz Geschäftsmann, obwohl erst Student, träumt von der grossen Karriere und viel Geld. Bei Angela stösst er damit auf wenig Verständnis und bei seinem Vater erst recht. Als er dann noch Sympathien für Franca entwickelt, ist er bei Angela erstmal untendurch. Simon Dubach gibt den Kurt mit ein wenig Tollpatschigkeit und unverblümter Naivität. Seine Stimme gefällt. Franca und Heinrich sind ein Immobilienspekulanten Pärchen, welches es auf das Haus, in dem Marios Laden und Trudis Beiz untergebracht sind, abgesehen haben. Dafür setzen sie alle zur Verfügung stehenden Mittel ein und versuchen die Quartierbewohner:innen einzuschüchtern. Mit einer Expertise wähnen die sich auf der sicheren Seite. Jedoch haben sie nicht mit dem Ideenreichtum der Menschen im Quartier gerechnet und am Ende steht Heinrich als «Pantoffelheld» da. Als Franca begeistert Viola Tami, die ihre Rolle herrlich fies und berechnend anlegt. Ihr zur Seite steht Diego Valsecchi als Heinrich in nichts nach. Zusammen bilden die beiden ein hinterhältiges und unterhaltsames Duo. Der Expertisen-Tango ist ein echter Hingucker und auch stimmlich vermögen beide zu glänzen.Frau Häfeli sieht in allem eine Verschwörung gegen Gott. Sie ordnet alles ihrem zutiefst katholischen Glauben unter. Doch ist die erzkonservative Mutter tatsächlich so gläubig wie sie sich gibt? Mit den modernen Ansichten ihres Sohnes Jimmy ist sie überhaupt nicht einverstanden und kommentiert vieles mit einem abfälligen «Pah». Jimmy träumt von einer modernen Schweiz, vom Frauenwahlrecht, Bundesrätinnen, Rap, Rock und Freiheit. Ansichten, die in der Schweiz von damals undenkbar waren. Der pensionierte Gymnasialprofessor für Geschichte und Sport hält das Quartier zusammen und organisiert den Widerstand gegen die Abrisspläne. Letztlich ist es auch der Professor, der den richtigen Stein ins Spiel bringt. Patricia Hodell zeigt als Frau Häfeli eine herausragende schauspielerische und stimmlich starke Performance. Ihre gespielten Empörungen sorgen immer wieder für zahlreiche Lacher im Publikum. Tänzerisch stark und mit einer gekonnten Rap-Einlage punktet Fabian Koller als Jimmy auf ganzer Linie. Peter Zimmermann gibt den gutmütigen, dennoch durchsetzungsstarken Professor. Bei seinem «Ruhe bitte» fühlt man sich in die eigene Schulzeit zurückversetzt. Christoph Wettstein ist der Erzähler in der Rolle des alten Jimmy.Oh läck Du mir ist ein kurzweiliges und unterhaltsames Musical in Schweizerdeutsch mit einem spielfreudigen Ensemble auf der Bühne. Die Zeitreise zurück ins Zürich der 70er Jahre ist gelungen. Für einen Moment vergisst man als Zuschauer:in den Alltag und fühlt sich wunderbar unterhalten. Selbst wenn man der Dialektsprache nicht mächtig ist, kann man dem Stück durchaus folgen, auch wenn man nicht jedes einzelne Wort versteht. Im Publikum wurde gelacht, gejohlt, geklatscht, mitgefiebert und am Ende gab es den verdienten Applaus. Noch bis zum 30. Oktober 2022 ist «Oh läck Du mir» im Theater 11 in Zürich zu sehen.