Konzert Theater Bern


Premiere: 26.09.2020 | Musical

Paradise City

Cihan Inan
Uraufführung

Stückinfo

In der Shoppingmall Paradise City hängt der Haussegen schief. Dem maroden Gebäude droht der Untergang - und somit auch der grossen kleinen Welt seiner kunterbunten Kundschaft. Denn währen der Öffnungszeiten verwandeln sich die Rolltreppen, Galerien und Läden jeweils zu einer Bühne, auf der Träume wahr werden und Dramen ihren Lauf nehmen. Zwischen Kassen und Cafés werden Herzen gebrochen, Bünde fürs Leben geschlossen und tausend Tode gestorben. Das Musical aus der Feder von Schauspieldirektor Cihan Inan ist eine schillernde, irrwitzige und äusserst charmante Hommage an die Vielfalt der Schweiz. Ein Fest der unterschiedlichen Kulturen, Sprachen und Identitäten. Begleitet vom Berner Symphonieorchester singt und tanzt sich das hochkarätige Ensemble mit Gästen wie den Geschwistern Pfister oder Heidi Maria Glössner durch die Schweizer Eurovisionsbeiträge der letzten 45Jahre. Regisseur Stefan Huber, der zuletzt mit COCO - EIN TRANSGENDERMUSICAL in Bern brillierte und zum Schweizer Theatertreffen eingeladen wurde, bringt dieses Grossprojekt auf die Bühne von Konzert Theater Bern. (Text: Konzert Theater Bern)


Weitere Infos und Karten finden Sie auf: www.konzerttheaterbern.ch

Kreativteam

Inszenierung: Stefan Huber
Musikalische Leitung: Inga Hilsberg / Musikal. Arrangement: Kai Tietje
Choreographie: Danny Costello
Bühnenbild: Stephan Prattes
Kostüme: Heike Seidler
Lichtdesign: Christian Aufderstroth
Sounddesign: Bruno Benedetti
Video: Dennis Siebold, Monja Lalotra
Dramaturgie: Myrtha Bonderer

Cast

Florentine Krafft, Luka Dimic, Stefano Wenk, Christoph Marti, Diego Valsecchi, Irina Wrona, Chantal Le Moign, Tobias Bonn, Heidi Maria Glössner, Peter Zimmermann, Olivier Günter, Milli Vikanis, Lena Perleth, Annina Rosa, Ronja Borer, Marianne Curn, Tim Hunziker, Nicolo Soller, Luciano Mercoli.

Szenenfotos

Video






Pressestimmen

Michael Feller, Berner Zeitung

"«Paradise City» 12 points! - Das Musical von Schauspielchef Cihan Inan sorgt bei der Premiere für Standing Ovations. Kein Zufall: Konzert Theater Bern scheut für die ESC-Hommage keinen Aufwand. Zum krönenden Schluss kommt es dann doch noch. «Io senza te» von Peter, Sue & Marc darf nicht fehlen, wenn die Schweizer Eurovision-Song-Contest-Hits gesungen werden. Mit dem letzten Ton entfährt in der 6. Reihe des Stadttheater-Parketts einem Pensionär ein «Yeah!». Es ist Marc «Cuco» Dietrich, der 1981 mit Sue Schell und Peter Reber in Dublin auf der Bühne stand und den 4. Platz holte. Nicht nur Dietrich ist begeistert. Zur Premiere des Musicals «Paradise City» gibt es Standing Ovations. Im Musical von Cihan Inan stimmt vieles. Der Schauspieldirektor, der Ende Saison abtreten wird, verknüpft im zweieinhalbstündigen Stück eine Liebeskomödie mit dem ESC-Liedgut. Dramen, Missverständnisse, ein Verbrechen und viel Sehnsucht und Liebe gibt es – also alles, was das Herz begehrt. Alles, was das Herz begehrt: Das verspricht auch jedes Shoppingcenter. Im «Paradise City» gibt es ein Café, die Wäscherei «Süper clean», einen Schönheitssalon, ein Fitnessstudio für Frauen und eine Kondomeria. Doch das Paradies ist in Gefahr. Weil zu wenig Profit erzielt wird, machen die Investoren Druck, die Schliessung droht. Die Hoffnung: Das anstehende Ostergeschäft und die Präsentation des neuen Parfüms «Gimme More» sollen den nötigen Schwung bringen. Doch dann erleidet das Maskottchen (ein Hase) einen Herzinfarkt. Und irgendjemand sabotiert den bevorstehenden Event. Wer nur zerstört jede Nacht das Leuchtplakat, das darauf hinweist? Der beflissene Sicherheitschef Walter (Tobias Bonn) ermittelt. Natürlich stehen zunächst alle unter Verdacht. Das Personal ist so schrill wie liebesbedürftig. Da ist Mahmut (Luka Dimic) aus der Wäscherei, der heimlich auf Hannah (Florentine Krafft) steht und jeden Morgen eine Rose vor den Beauty-Salon legt, wo Hannah arbeitet. Zusammen mit Eva (Chantal Le Moign), die mit Walter anbandelt. Immer wieder zu Gast ist die Vreni (Heidi Maria Glössner), eine liebestolle ältere Dame mit dem Hang zum frivolen Ausdruck («Deine Möse braucht keine Röse»). Oder war Feministin Carola (Irina Wrona) die Übeltäterin? Sie ist die männerhassende Drillmeisterin im Fitnesstudio, aber wider Erwarten keine Lesbe. Kiki (Christoph Marti) ist eine Frau im Männerkörper – unübersehbar eine Reminiszenz an die legendäre Bernerin Coco, die selbst auch schon Musicalstoff von Konzert Theater Bern war. Das Shoppingcenter ist eine abgeschlossene Welt und dreht sich entsprechend um sich selber. Und so dreht sich die wunderbare dreistöckige Mall auch um die eigene Achse. Schade nur, dass die Rolltreppe nicht läuft. (Bühne: Stephan Prattes). Alles löst sich auf, die Liebe gewinnt, so viel sei verraten. Auch wenn viele relevante und aktuelle Themen mitschwingen – multikulturelle Gesellschaft, Feminismus, Schönheitswahn, Ladensterben – mehr Tiefe ist da nicht. Mehr braucht es allerdings auch nicht für gute Unterhaltung, und die bietet das Musical unbestritten. Kombiniert mit perfektem Timing, Witz und musikalischer Präzision wird der Abend zur runden Sache – und zum Schluss mitreissend. Unter der Leitung von Inga Hilsberg ist das Berner Symphonieorchester eine veritable Rockband – wobei Zuzüger an Gitarre, Bass und Schlagzeug mithelfen. Viel Musical-Know-how hat auch Komponist und Arrangeur Kai Tietje eingebracht. Ein halbes Dutzend Musicalsängerinnen und Musicalsänger, die auch Nebenrollen spielen, sorgen im Hintergrund für satt gesungene Refrains. Ohne Zweifel: Schauspielchef Cihan Inan und Regisseur Stefan Huber überlassen in dieser aufwendigen Produktion nichts dem Zufall. Auch auf der Bühne tragen zunächst die gesanglich starken Zuzüger wie Tobias Bonn, Christoph Marti und Diego Valsecchi das Ganze. Valsecchi spielt den Schauspieler Martin, der von einer grossen Schauspielkarriere geträumt hatte und folgerichtig «Cinéma» (Paola, ESC 1980, Rang 4) anstimmt, aber als Ersatzmaskottchen im Hasenkostüm endet. Doch je länger der Abend dauert, desto mehr spielt und singt sich doch eine Schauspielerin aus dem KTB-Ensemble in den Vordergrund. Florentine Krafft ist eine Wucht und sorgt etwa in «La vita cos’è» (Jane Bogaert, ESC 2000, Rang 20) für Gänsehaut. Dafür, vielleicht für den ganzen Abend, gäbe es beim Eurovision Song Contest die Höchstnote. 12 Points!

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Lena Rittmeier, Der Bund

"(...) Kurz vor der Pause steht die Schönheitskönigin Tara in Flammen. Wobei: nicht sie selber, sondern vielmehr ihr Abbild auf dem Plakat, das ihr neues Parfüm bewerben soll. Es ist nicht der erste Fall von Vandalismus in der Shoppingmall «Paradise City», in der Tara in wenigen Tagen, am Gründonnerstag, auftreten soll. Zuvor hat schon einmal jemand in schwarzen Lettern «Bitch» über ihr Gesicht gesprayt. Nur wer wohl? Wer gefährdet hier auf der Bühne des Berner Stadttheaters die anstehende Werbeveranstaltung, von der man sich im Kaufhaus Kundschaft und letztlich Investorengelder erhofft? Diese Frage zieht sich wie bei einer Detektivgeschichte durch den Abend, der gleich heisst wie der Konsumtempel selbst. Und doch ist «Paradise City», geschrieben von Cihan Inan, dem Schauspielchef von Konzert Theater Bern, keine blosse Kriminalstory, sondern verfügt über ein paar inhaltliche Stockwerke mehr. Und: Es wird ausgiebig gesungen und getanzt. Nach dem Publikumserfolg «Coco» von 2018, einem Musical über die gleichnamige Berner Transfrau, hat sich Cihan Inan erneut für das Genre des populären Musiktheaters entschieden. Genau genommen für einen Abend, der aus jenen Zutaten besteht, die auch «Coco» zum Fliegen brachten: Kitsch, Glamour, Herzschmerz – und die Geschwister Pfister. Mit dem Berner Christoph Marti, der damals für seine Nebenrolle mit einem Musicalpreis ausgezeichnet wurde, und seinem Lebenspartner Tobias Bonn ist die Musik-kabarettgruppe gleich doppelt vertreten. Marti erinnert nun in der Rolle der Transfrau Kiki nicht nur namentlich an Coco: Fabulös in Lackbustier und Lederjacke, rot gelockter Perücke und hohen Hacken (Kostüme: Heike Seidler) biegt er die Geschlechterbilder des Berner Publikums zurecht. Derweil bespitzelt Tobias Bonn als Sicher-heitsbeauftragter Walter die Angestellten dieser «Paradise City». Besonders paradiesisch wirkt das Kaufhaus ohnehin nicht: Die Rolltreppe ist defekt, die Laufkundschaft bleibt aus, und das Personal hängt lieber seinen privaten Problemchen nach, als dass es die Läden für den grossen Osterverkauf aufrüsten würde. Hannah zum Beispiel (Florentine Krafft) will herausfinden, welcher unbekannte Verehrer ihr ständig Rosen vor dem Beautysalon hinterlegt. Ihre Chefin Eva (Chantal Le Moign) ist heimlich in ihren Überwacher Walter verliebt. Vreni (mädchenhaft anzüglich: Heidi Maria Glössner) sucht einen passenden Liebhaber, und Felicitas (Millie Vikanis) möchte unbedingt die Wahl zur neuen Miss Paradise gewinnen. Mahmut (Luka Dimic), der das Reinigungsunternehmen «Süperclean» führt, verhält sich seltsam mürrisch. Und Schauspieler Martin (ein Hingucker: Diego Valsecchi) drückt sich verzweifelt vor dem Hasenkostüm (in weiteren Rollen: Irina Wrona, Stefano Wenk, Peter Zimmermann, Olivier Günter, Lena Perleth). Regisseur Stefan Huber setzt ganz auf Tempo – eine wohltuende Entscheidung. Der Alltag in der Shoppingmall, er gleicht hier einem Mikrokosmos, der buchstäblich um sich selber kreist: Auf einer Drehbühne hat Stephan Prattes ein zweistöckiges, verwinkeltes Gerüst aufgebaut, bei dem verschiedene Leuchttafeln die Läden markieren. Ein Bühnenbild, mit dem in der Inszenierung von Stefan Huber (der auch bei «Coco» Regie führte) schon viel gewonnen ist. Denn nicht nur sind bei drei Etagen schnelle Szenenwechsel oder Dialoge möglich, die praktisch gleichzeitig stattfinden – durch das rotierende Kaufhaus lassen sich auch längere Umbaupausen vermeiden. Regisseur Stefan Huber setzt sowieso ganz auf Tempo, und das ist eine wohltuende Entscheidung. Denn manche Handlungsstränge von «Paradise City» sind durchaus verzichtbar, die Liebelei des Sicherheitschefs beispielsweise. Zu wenig ausgeschöpft bleiben hingegen die Gesangspartien: Cihan Inan hat seine Shoppingmall-Geschichte mit insgesamt dreizehn Songs angereichert, mit denen die Schweiz in den Jahren 1963 bis 2008 beim Eurovision Song Contest angetreten war. Klar, dass da vor allem ein älteres Publikum selig mitwiegt, wenn das Ensemble «Cinéma» von Paola oder «Vivre» von Carole Vinci schmettert. Musikalisch ist da wenig zu bemängeln: Das Berner Symphonieorchester in reduzierter Formation, aber verstärkt mit einem Schlagzeuger, einem Stromgitarristen und einem Bassisten, lässt die gefühlsduseligen Chansonmelodien voller Süsse aufwallen und beweist immer wieder stilsicheren Schunkel-Groove (musikalisches Arrangement und Komposition: Kai Tietje; Leitung: Inga Hilsberg). Während die Songs in Musicals aber häufig dazu da sind, den inneren Konflikt einer Figur auszuleuchten, dienen sie im Stadttheater vor allem dem Vergnügen. Und das kommt nicht zu kurz: Begleitet von einer umwerfenden Musicaltruppe, die in wechselnden Rollen mitsingt oder bei Choreografien mittanzt, erntet fast jede Gesangs- und Tanzeinlage Szenenapplaus. Zu Recht: Es treffen vielleicht nicht alle Schauspielerinnen und Schauspieler gleichermassen die Töne in der Höhe, gewisse Balladen sind aber gesanglich auch so anspruchsvoll, dass man über die eine oder andere Unsicherheit hinwegsieht. (...) Augenscheinlich wird dafür eine weitere Ebene in diesem Kaufhaus-Disneyland: Als am Schluss ein Männergrüppchen in silbrig-glänzenden Unterhosen die Hüften kreisen lässt und man sich überhaupt darauf einigen konnte, dass ein perfektes Aussehen nicht alles ist – da weht fast ein wenig «Body Positivity» durch diese «Paradise City». Also die Ideen jener gleichnamigen Bewegung, die sich vorwiegend im Netz für mehr Sichtbarkeit von Körperbildern einsetzt, die nicht dem gängigen Ideal entsprechen. Wollten wir nicht alle schon einmal die scheinperfekten Konterfeis der Taras dieser Welt anzünden? Eben. Mit ernsthafter Gesellschaftskritik hält man sich in diesem Musical aber nicht auf. Als vollkehlige Zugabe hallt «Swiss Lady» von der Pepe Lienhard Band durchs Stadttheater, und das Publikum springt aus seinen Sitzen. Und da macht sich nach über sechs Monaten Corona-Ausnahmezustand noch eine andere Erkenntnis bemerkbar: Man hat es vermisst, das Theater."




Daniele Muscionico, Neue Zürcher Zeitung

"Schweizer Föderalismus, wer kennt sich mit dir aus! Während in den Zürchern Theatern gesperrte Sitze schwarze Löcher in den Zuschauerraum und in die Bilanzen reissen, wird am Konzert Theater Bern jeder Platz belegt, allerdings mit Mundschutz, assortiert zur Abendgarderobe. Dennoch liegt etwas Ungewohntes in der Luft: Dankbarkeit, Rührung - wer kann es benennen? Benennen lässt sich ein anderer Umstand: Midtown Bern liegt neuerdings am Broadway. Zur Saisoneröffnung liess das Publikum seine Bedächtigkeit fahren und feierte die Uraufführung des Musicals "Paradise City" mit Ovationen und frenetischem Applaus. Denn wer hat so etwas schon einmal gesehen? Auf der historischen Stadttheater-Bühne lassen zum Finale alle Männder die Hüllen fallen.(...)Für ihre gemeinsame Inszenierung ziehen Inan und der Regisseur Stefan Huber als sein Sparringspartner alle Register. Vor allem aber hat man ein hinreissendes Ensemble mit auffälliger Tanzbegabung verpflichtet. (...) "Paradise City" demgegenüber segelt auf dem Niveau gut gebauter und handwerklich professioneller Unterhaltung. (...)"




Janine Hunziker, musicals

"(...) Das Musical aus der Feder des Berner Schauspieldirektors Cihan Inan, das Regisseur Stefan Huber in Szene gesetzt hat, könnte in der Ausarbeitung noch einen Feinschliff vertragen. Einige Charaktere bleiben etwas blass und einschichtig. Doch in Zeiten von Corona wünscht sich der Theaterbesucher ohnehin in erster Linie wohl das, was die Show makellos liefert: heitere Unterhaltung. (...) Das dankbare Berner Publikum verzeiht die kleinen Unzulänglichkeiten sofort und offeriert im ausverkauften Stadttheater bei der Uraufführung am 26. September 2929 begeisterte Standin Ovations zu "Swiss Lady". Diesen Gute-Laune-Song aus dem ESC-Jahr 1977 hat sich die Show bis zur Zugabe aufgespart und sie entlässt das Publikum so mit einem hartnäckigen Ohrwurm nach Hause."