Christoph Schneider, Tages Anzeiger
(...) Und was
da jetzt im Casinotheater - in einer sichtbar schräg möblierten Atmosphäre von bürgerlicher Belesenheit - das Trio Krähenbühl-Schmid-Gertsch unter der Regie
von
Stefan Huber aus dem dramatischen Heuchelei- und Entlarvungsmaterial
holen, das hat Rasanz und Amüsanz, wenn das seltene Wort erlaubt ist. Es
steckt sogar Ernst im Scherz. Betonen wir also nicht zu sehr das theatralische
Schwächeln dort, wo die komische Schärfe sich in einer seltsamen Sentimentalität
aufweicht. Im Übrigen: Wäre man der zu Verabschiedende bei Freunden, auf die es
einem nicht so ankäme - eine Flasche Chäteau Petrus zum Adieu hätte Stil.
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Lena Zumsteg, Der Landbote
(...)
Die Komödie von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patelliere
lebt von der Situationskomik und dem Sprachwitz, der aber nicht immer funktioniert. Das liegt nicht an der schweizerdeutschen
Fassung - sie stammt von Viktor Giacobbo -, sondern viel mehr daran, dass manche Dialoge vorauszusehen sind. Die Überraschung fällt weg, die Lacher
bleiben aus. Gute Schauspielerleistung Abgesehen vom Glastisch, der hin
und wieder einen neuen Platz bekommt, verändert sich das Bühnenbild
während der ganzen Vorstellung nicht. Vorne gibt es gemütliche
Sitzmöglichkeiten, hinten ein Büchergestell, von einem Esstisch keine Spur. Das volle Büchergestellhat keine rechtwinkrechtwinkligen
Ecken, die Tablare sind schräg und führen zu unterschiedlichen
Endpunkten. Die Bücher darin können nicht gerade
angeordnet werden. Eine Andeutung auf die verstrickten und komplizierten Momenteeiner Freundschaft? Nachdem das Stück im ersten
Teil seine Längen hatte, lebt es im zweiten Teil richtig auf. Die drei
Schauspieler leisten Grossartiges, sie führen lange Dialoge,zeigen auch körperlich vollenEinsatz. Die Komödie gewinnt wieder an Dynamik, als Toni versucht,
die Freundschaft zu retten. Die Zuschauer sind wieder dabei, die Lacher auch.
Es wird gelästert, gestritten, es menschelt. Immer wieder werden
Gewohnheiten aufgenommen, die heute die Gesellschaft prägen. So etwa, dass man sich heute nicht mehr binden will und nur das macht, worauf man gerade
Lust hat. Klischees finden ebenfalls ihren Platz. Sie sind ein dankbares Mittel, das Publikum abzuholen. Schliesslich erkennt sich jeder irgendwo selbst. Diese Komödie ist aus dem Leben gegriffen. Denn wer hat sich, sei es aus Zeitmangel
oder aus einer Laune heraus, nicht auch schon überlegt, den Abend mit einem guten Freund der Einladung eines anderen vorzuziehen?